Labor-Check: kleines vs. großes Blutbild (BB), Entzündungsmarker & Normbereiche
Begriffsklärung: In diesem Text steht BB für Blutbild. Das „große“ BB meint kleines BB + Differential. Welche Marker für Entzündung, Organfunktion und Elektrolyte sind sinnvoll – und wann ist Nüchternheit nötig?

Warum regelmäßige Laborwerte helfen
Hämatologie und Chemie-Profile geben früh Hinweise auf Entzündung, Anämieformen, Organfunktion, Stoffwechsel und Elektrolytbalancen. Richtig kombiniert, lassen sich Risiken rasch erkennen und Therapien gezielt steuern. → Vitamin-Check München
Kurz & knapp
- Kleines BB: Zellzahlen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) mit Hb/Hkt.
- Differential (umgangssprachlich „großes BB“): Leukozytensubtypen.
- Erweiterungen: Organ-/Elektrolytparameter & Entzündungsmarker je nach Fragestellung.

Kleines BB vs. „großes“ BB
| Parameter | Kleines BB | Großes BB (inkl. Differential) |
|---|---|---|
| Basiswerte | Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten, Hämoglobin, Hämatokrit | wie links + prozentuale/absolute Anteile der Leukozytensubtypen |
| Zusatzinfo | MCV, MCH, MCHC zur Anämiedifferenzierung | Neutrophile, Lymphozyten, Monozyten, Eosinophile, Basophile |
| Indikation | Allgemeiner Check, Abklärung Anämie/Infekt | Feineinordnung bei Infekten/Entzündungen |
Wofür welches BB?
- Vorsorge / Allgemeiner Check: kleines BB ± Basis-Organwerte.
- Fieber / akuter Infektverdacht: kleines BB + Differential, CRP (± PCT bei Verdacht auf bakteriell/septisch).
- Unklare Müdigkeit / Haarausfall: kleines BB, MCV/MCH, Ferritin, B12/Folat, TSH.
- Chronische Entzündung: Differential + BSG, trendbasierte CRP-Kontrollen.
„Großes BB“ = kleines BB + Differential.
Wesentliche Hämatologie-Werte
Erythrozyten, Hämoglobin (Hb), Hämatokrit (Hkt)
Sauerstofftransport & Viskosität. Niedrig: oft Anämie (Eisen-, B12-/Folatmangel). Hoch: z. B. Polyzythämie bzw. chronischer O2-Mangel.
MCV/MCH/MCHC
Einordnung von Anämien (mikrozytär/hypochrom bei Eisenmangel, makrozytär bei B12/Folatmangel). Mehr zu Vitamin-Check, Eisenmangel, Folat.
Leukozyten & Differential
- Neutrophile: oft ↑ bei bakteriellen Infekten/Stress.
- Lymphozyten: verändert bei Virusinfekten/chronischen Entzündungen.
- Eosinophile: ↑ bei Allergien/Parasiten.
- Basophile: selten erhöht; Kontext beachten.
Thrombozyten
Gerinnung: niedrig → Blutungsrisiko; hoch → Thromboserisiko (Kontext!).

Organparameter: Leber, Niere, Schilddrüse
Leber (GOT/AST, GPT/ALT, GGT)
Erhöht bei Entzündung, Toxizität oder Cholestase. → Vertiefung: Vitamin D & Muskeln/Knochen
Niere (Kreatinin, Harnstoff, eGFR)
eGFR = Filtration; sinkende Werte sprechen für Einschränkung.
Schilddrüse (TSH, fT3, fT4)
TSH als Leitsignal; fT3/fT4 klären die Lage.
Harnsäure
Erhöht u. a. bei Gicht, purinreicher Kost oder eingeschränkter Clearance.
Lipide (TC, LDL, HDL, TG)
LDL senken, HDL fördern – kardiovaskuläre Prävention.
Glukose (nüchtern), HbA1c
Nüchternwert = Momentaufnahme; HbA1c ≈ 8–12 Wochen.
Elektrolyte: Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium
Natrium
Wasserhaushalt & Blutdruck; starke Abweichungen → neurologische Symptome.
Kalium
Muskulatur & Rhythmus. Siehe: Kalium – Übersicht, Kalium zu niedrig und Kalium zu hoch.
Calcium
Knochengesundheit, Kontraktion, Erregungsleitung. → Calcium & Vitamin D
Magnesium
Energiehaushalt & neuromuskuläre Steuerung. → Magnesium: Bedarf & Fakten
Verwandte Leistungen & Artikel
Entzündungsmarker: CRP, BSG, PCT
CRP
Reagiert rasch bei akuten Prozessen; gut für den Verlauf.
BSG
Träger, dafür nützlich bei chronischen Entzündungen (z. B. Rheuma).
PCT
Typisch ↑ bei bakteriellen Infektionen/Sepsis; Abgrenzung viral vs. bakteriell.

Abnahme: Muss ich nüchtern sein?
| Parameter | Nüchtern sinnvoll? | Hinweis |
|---|---|---|
| Triglyceride | Ja | 12–14 Stunden ohne Kalorien erhöht die Vergleichbarkeit |
| Glukose (nüchtern), ggf. OGTT | Ja | Für Diagnostik/Verlauf bei Diabetes |
| HbA1c | Nein | Langzeitwert, unabhängig von Mahlzeiten |
| CRP/BSG/PCT | Nein | Entzündungsmarker ohne Nüchternpflicht |
| TSH/fT3/fT4 | Meist nein | Präanalytik beachten; fixe Uhrzeiten hilfreich |
| Vitamine/Spurenelemente | Nein* | *Je nach Laborhinweis – bitte Praxisinfo/Vitamin-Check beachten |
Befund lesen – Referenzbereiche & Bedeutung
- Symptome & Anamnese zuerst einordnen
- Basiswerte prüfen (Hb, MCV/MCH, Leukozyten, Thrombozyten)
- Muster erkennen (z. B. mikrozytär/hypochrom → Eisenmangelverdacht)
- Differential zur Feineinordnung nutzen
- Korrelation mit Organ-/Elektrolytparametern (TSH, eGFR, Kalium etc.)
Mehr Wissen: Eisenmangel, Kalium, Calcium & Vitamin D, Magnesium
Quellen & Evidenz (PubMed)
- „Complete blood count“ – Überblick/Interpretation: PubMed-Suche (Reviews)
- Differential der Leukozyten – klinische Bedeutung: PubMed-Suche (Reviews)
- CRP, BSG & PCT als Entzündungsmarker: CRP (Review-Übersicht) · BSG (Reviews/Guidelines) · PCT bei Sepsis (Reviews)
- Anämie-Work-up (MCV/MCH): PubMed-Suche (Reviews)
Die verlinkten Reviews/Guidelines belegen die Relevanz von kleinem BB, Differential und Entzündungsmarkern in der hausärztlichen Praxis.
Typische Situationen & Hinweise im Befund
| Situation | Hinweis im Befund |
|---|---|
| Müdigkeit | Hb/MCV/MCH; ggf. Ferritin, Vitamin B12, TSH → Vitamin-Check |
| Infektverdacht | Leukozyten/Differential, CRP → (in Praxis: CRP-Schnelltest) |
| Haarausfall | Ferritin, TSH, Zink/Selen → Eisenstatus, B12 |
Ablauf – von der Abnahme bis zum Befund
- Vorgespräch – Ziel der Untersuchung & ggf. Nüchternheit klären
- Venöse Abnahme – schnell, schonend, standardisiert
- Labor – Zentrifugation & Messung der Parameter
- Besprechung – Ergebnisse, Einordnung, weiteres Vorgehen


Kosten & Erstattung
Medizinisch notwendige Standardparameter (z. B. kleines BB, Entzündungsmarker, Organwerte) werden i. d. R. von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Spezielle Profile (Vitamine, ausgewählte Hormon-/Tumormarker) sind häufig IGeL. Wir beraten vorab transparent.
Häufige Fragen (FAQ)
1) Muss ich immer nüchtern kommen?
Nein. Für Glukose (nüchtern)/OGTT und Triglyceride empfehlenswert; vieles ist ohne Nüchternheit aussagekräftig.
2) Wie oft sind Kontrollen sinnvoll?
Individuell. Vorsorge meist jährlich; bei chronischen Erkrankungen nach Absprache häufiger.
3) Was genau ist das „große“ BB?
Kleines BB plus Differential (Leukozytensubtypen).
4) CRP, BSG oder PCT – wann welcher Marker?
CRP für akute Prozesse/Verlauf, BSG bei chronischen Entzündungen, PCT bei Verdacht auf bakteriell/septisch.
5) Abweichende Werte – Grund zur Sorge?
Nicht automatisch. Referenzbereiche sind Richtwerte; die Beurteilung erfolgt im klinischen Kontext.